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Philosophie-News
Planetare Krise
Neben unserem Mangel an Selbstachtung und dem fehlenden Mitgefühl für künftige Generationen war eine der Hauptursachen für die sich anbahnende planetare Krise ein Mangel an kultureller Kreativität: Wir waren nicht in der Lage, die alten Werte hinter uns zu lassen und alternative Leitbilder zu schaffen.
Genau das ist aber dringend erforderlich, um einen neuen kulturellen Kontext für den Ausstieg aus dem Wachstumsmodell zu schaffen. Wir brauchen eine Bewusstseinskultur, die sowohl auf individueller als auch auf gesellschaftlicher Ebene funktioniert.
Zum Buch von Thomas Metzinger: "bewusstseinskultur"
(Erstellt am 1.04.2024, 9:43)

Wie lange ist unser Planet noch bewohnbar?

Die Menschen leben wie kleine Parasiten auf der Erde: Sie saugen die Natur aus, mit fatalen Folgen. Der indische Historiker Dipesh Chakrabarty ist für ein radikales Umdenken. Seine Forderung: Wir müssen ganz neu über den Menschen und die Natur nachdenken, wenn wir als Spezies eine Zukunft haben wollen.

Dipesh Chakrabarty spricht lieber von der "Bewohnbarkeit der Erde" als von "Nachhaltigkeit". Er plädiert für eine Dezentrierung des Menschen in der Natur und für ein Denken in unmenschlichen Zeiträumen. Schließlich sei der Mensch im "Anthropozän" längst zur bestimmenden Kraft des Planeten geworden: Jeden Tag sterben etwa 150 Arten aus – Tiere, Pflanzen und Mikroorganismen. Überschwemmungen, Waldbrände und Dürren bedrohen den Lebensraum nicht nur von Menschen. Die Folgen sind Migration, Kriege, Ressourcenknappheit.

Chakrabarty argumentiert, dass der Klimawandel eine neue Ära der menschlichen Geschichte eingeleitet hat, die er als "planetarisches Zeitalter" bezeichnet. (Siehe dazu sein Buch: Das Klima der Geschichte im planetarischen Zeitalter. Suhrkamp, 2022)

Aus: Sternstunde Philosophie, 3sat SRF, am 8. 10. 2023
(Erstellt am 9.10.2023, 7:14)

Ein interessanter Klappentext!
Epistemische Ungerechtigkeit. Macht und die Ethik des Wissens. München 2023.

Dass Wissen und Macht einander beeinflussen und durchdringen, dass sie sich wechselseitig verstärken oder blockieren können, ist keine neue Einsicht. Umso erstaunlicher ist, dass die Philosophie sehr lange gebraucht hat, um die ethischen Konsequenzen für unser Erkenntnisleben genauer unter die Lupe zu nehmen, die sich insbesondere aus mächtigen Vorurteilen und Stereotypen ergeben. In ihrem wegweisenden Buch, das mittlerweile als ein moderner Klassiker gilt, nimmt sich Miranda Fricker dieser Aufgabe an: Sie erschließt eine für Wissensgesellschaften hochaktuelle Form der Ungerechtigkeit, die sowohl die Menschlichkeit der Betroffenen als auch unsere geteilten Praktiken des Erkennens massiv bedroht.

Der Begriff, den Miranda Fricker geprägt hat und der auf den Punkt bringt, was in unserem Erkenntnisleben schiefläuft, lautet «epistemische Ungerechtigkeit». Sie findet statt, wenn beispielsweise Frauen, migrantischen Gemeinschaften oder der Bevölkerung ganzer Kontinente die Fähigkeit abgesprochen wird, relevantes Wissen zu erlangen und verlässliche Wahrnehmungen mitzuteilen. Um ein Unrecht, das Personen in ihrer Eigenschaft als Wissenden geschieht, handelt es sich aber auch dann, wenn marginalisierte Gruppen gar nicht im Besitz der nötigen Deutungsmittel sind - wie z.B. der Begriffe der sexuellen Belästigung oder des Stalking -, um ihre besondere Erfahrung überhaupt einordnen zu können. Miranda Fricker enthüllt diese beiden Formen der epistemischen Ungerechtigkeit als mächtige, aber weitgehend stille Dimensionen der Diskriminierung. Dabei untersucht sie nicht nur die besondere Natur des jeweiligen Unrechts, sondern macht auch deutlich, welche Tugenden wir erlernen müssen, um es zu verhindern.
Ein wegweisendes Buch über ein neues Thema in der Philosophie.
Miranda Flicker - www.mirandafricker.com
(Erstellt am 29.07.2023, 8:51)

Endlich Zeit ...
Wer sich frei wähnt, der stapft in Siebenmeilenstiefeln los, um Land zu gewinnen. Seit eh und je drängten Fortschrittsapostel aller Couleurs voll Tatendrang hinaus ins Freie. Umgekehrt meint jeder, der sich eingeschränkt glaubt, er werde an der Bewegung gehindert. Damit ist vorerst Schluss. Das Ideal der "Lokomotion", verstanden als Recht auf ungehinderte, allseitige Bewegung, scheint passé. Unter dem Eindruck der Umweltzerstörung geht eine ehrwürdige Denktradition langsam, aber scheinbar unwiederbringlich flöten.

Vorbei soll sie sein, die Zeit, als man das Versprechen, frei zu sein, kurzerhand in die räumliche Horizontale verlegt hat. Philosophin Eva von Redecker, Verfechterin einer neu gedachten "Bleibefreiheit", konstatiert die Einbußen, die mit der Zerstörung der Natur einhergehen. Sie plädiert [...] für eine Neufassung des Zeitbegriffs.

Wir alle müssen, notabene in sorgsamer Abstimmung mit den Zyklen der Natur, "uns selbst Zeit geben". "Bleiben" und ausharren lässt sich nur dort, wo sich Mensch und Umwelt, indem sie einander die dringend benötigten Nährstoffe zuführen, aneinander erquicken. Die Denkerin verficht ein Modell von umeinander kreisenden Gezeiten, die, in unablässiger Regeneration begriffen, einander zuarbeiten.

Ronald Pohl im DER STANDARD, S. 34 vom 8. 7. 2023 zum neuen Buch von Eva von Redecker, "Bleibefreiheit". Frankfurt 2023
(Erstellt am 8.07.2023, 16:26)

Hier entsteht (alles ist im Aufbau begriffen) eine Internetpräsentation der Themen

  1. Der Augenblick

  2. Die Zeit

  3. Der Zufall

Motivation

 

Copyright Gerri Zotter

Mich beeinflusst dieses Thema "der günstige Augenblick" sehr. Es gehört zum Leben, dass wir immer wieder vor Entscheidungen stehen und manchmal das klare Wissen haben, jetzt hab ich den Augenblick für die richtige Entscheidung versäumt, jetzt - das wäre es gewesen ... Aus diesen Erfahrungen (eben mit diesem unangenehmen Beigeschmack) kann man viel lernen. Jeder von uns kann nun sein Gewordensein lassen wie es ist, oder auch beginnen, eine Lebensschule (eine Kairos-Schule) für dieses Lernen des Lebens im Augenblick anzufangen.

Wir haben zwei Möglichkeiten! Von anderen lernen oder durch sich selbst, durch Selbstbeobachtung und indem wir die eigene Selbstachtung anzuheben versuchen. Aber wir wissen alle, wie schwer es ist, sich zu verändern, seinem Habitus eine neue Richtung zu geben. Es geht nur über den Willen, durch das eigene Engagement, durch zielstrebiges Handeln. Die erfüllenden existentiellen Augenblicke werden so immer mehr.

Und wo ist das Vorbild? Die Erfahrung eines Mitmenschen, die mir helfen könnte?
Ich lese oft solche Sätze: Im Jetzt sein, in einem höchstmöglichen Maße anwesend, gegenwärtig sein. Ich verstehe es als eine Fähigkeit und zugleich als eine Haltung, die es mir ermöglicht, im Augenblick zu leben.
Aber wo sind die konkreten Beispiele für diese Beschreibungen?

Allgemeine Hinweise


In nächster Zeit (ab Juli 2012!) werden hier zu den oben angegebenen Themen Texte und Arbeiten veröffentlicht werden. Wenn Sie möchten, tragen Sie Ihre Stellungnahmen, Ihre Erfahrungen, Ihre philosophischen Überlegungen auf den Blog Kairos-Seiten ein.
Diese Seiten sollen auch zu philosophischen Aktivtäten verlinken, Veranstaltungen bekannt machen, wie z.B. über den Veranstaltungskalender des "blauen reiters". Kurzum: Es soll kairos.at philosophisch aktuell sein.


 

Buchtipps
Pascal Mercier: Das Gewicht der Worte. Hanser, 2020
Jacques Lusseyran: Das wiedergefundene Licht. Klett-Kotta 2017
Jim Holt: Gibt es Alles oder Nichts? Hamburg 2016
Emmanuel Carrère: Das Reich Gottes, Berlin 2016
Luciano Floridi: Die 4. Revolution. Wie die Infosphäre unser Leben verändert. Suhrkamp Verlag, Berlin 2015
Michael Hampe: Die Lehren der Philosophie. Eine Kritik. Suhrkamp, Berlin 2014
Herbert Schnädelbach: Was Philosophen wissen und was man von ihnen lernen kann; C.H. Beck Verlag, München 2012
Pascal Mercier: Nachtzug nach Lissabon. btb, 2006
Daniel Gilbert: Ins Glück stolpern, Riemann, 2006


Letzte Bearbeitung: 29.7.2023

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