Eine Aufgabe
Es gibt nichts auf der Welt, das einen Menschen so sehr befähigte, äussere Schwierigkeiten oder innere Beschwerden zu überwinden, – als: das Bewusstsein, eine Aufgabe im Leben zu haben.
Viktor Frankl
Es gibt nichts auf der Welt, das einen Menschen so sehr befähigte, äussere Schwierigkeiten oder innere Beschwerden zu überwinden, – als: das Bewusstsein, eine Aufgabe im Leben zu haben.
Viktor Frankl
Verklärter Herbst
Gewaltig endet so das Jahr
Mit goldnem Wein und Frucht der Gärten.
Rund schweigen Wälder wunderbar
Und sind des Einsamen Gefährten.
Da sagt der Landmann: Es ist gut.
Ihr Abendglocken lang und leise
Gebt noch zum Ende frohen Mut.
Ein Vogelzug grüßt auf der Reise.
Es ist der Liebe milde Zeit.
Im Kahn den blauen Fluß hinunter
Wie schön sich Bild an Bildchen reiht -
Das geht in Ruh und Schweigen unter.
Georg Trakl
In den sozialen Medien ist jeder Sinn für das Zuhören, Nachdenken, Argumentieren verlorengegangen. Es werde alles niedergebrüllt, was nicht der eigenen Meinung entspreche. (Franzobel, Mai 2022)
Ermöglicht wird das durch die Technik. Das offene Internet ermöglicht vielen Menschen zu “brüllen”. Vor dieser Internetzeit gab es auch solche Vertreter des Menschengeschlechts. Aber sie konnten sich nur in kleinen und abgeschirmten Bereichen äußern; zum Beispiel am Wirtshaustisch …
Das, was man den Staat nennt, hat aus meiner Sicht zu sehr die Führung übernommen. Und so setzen Bürgerinnen und Bürger zu sehr darauf, dass die Pandemie auf einer staatlichen Verwaltungsebene gelöst wird. Die Haltung, die wir benötigen, besitzt die Grundstruktur der Aufklärung. Und dazu gehört der Werterahmen Freiheit, Gleichheit, Solidarität.
Markus Gabriel, in: Philosophie Magazin, Dezember 2021
was brauchst du? einen Baum ein Haus zu
ermessen wie groß wie klein das Leben als Mensch
wie groß wie klein wenn du aufblickst zur Krone
dich verlierst in grüner üppiger Schönheit
wie groß wie klein bedenkst du wie kurz
dein Leben vergleichst du es mit dem Leben der Bäume
du brauchst einen Baum du brauchst ein Haus
keines für dich allein nur einen Winkel ein Dach
zu sitzen zu denken zu schlafen zu träumen
zu schreiben zu schweigen zu sehen den Freund
die Gestirne das Gras die Blume den Himmel
Friederike Mayröcker
Da ist Fabio. Er trägt die Gedanken über die Zeit in die Welt hinaus. Er schreibt dazu: “Du kannst weder die Vergangenheit noch die Zukunft kontrollieren. Es gibt nur die Gegenwart. Nur in diesem Moment kannst du sein, wirken, erschaffen. Nicht gestern oder heute, sondern genau jetzt.”
Und zu Amor fati von Nietzsche: “Die Vergangenheit ist unveränderlich und die Zukunft unvorhersehbar. Dessen sind wir uns eigentlich bewusst. Und trotzdem verbringen wir unsere Zeit damit, das Geschehene drehen und wenden zu wollen und das künftige Geschehen zu prophezeien und auszumalen.”
Ohne viel dazu zu sagen, trägt Fabio die Tatsachen zu Chronos und Kairos in die Welt hinaus. Siehe: denkbrocken.com
Kairos ist der griechische Gott für den richtigen Moment einer Entscheidung. Die europäische Kunstgeschichte besteht aus unzähligen Entscheidungen, die zusammen bestimmen, welche Kunstwerke wir sehen – und welche nicht. Die Ausstellung „KAIROS. Der richtige Moment“ wirft einen Blick auf das Ungesehene in der Kunst, vergessene Werke und solche, die nie entstanden sind. Dazu vereint die Ausstellung Arbeiten des italienischen Fotografen Mauro Fiorese und des deutschen Malers Wolfgang Beltracchi.
Mauro Fiorese besuchte für seine Serie „Treasure Rooms“ die Depots bedeutender europäischer Museen. Die dort verborgenen Schätze nehmen keinen exponierten Platz in der Kunstgeschichte ein. Ihr Moment, um gezeigt, besprochen und verehrt zu werden, scheint verstrichen. In Fioreses Fotografien kehren sie nun in die Ausstellung zurück. – Für „KAIROS. Der richtige Moment“ malte Wolfgang Beltracchi bedeutende historische Ereignisse, die uns aus heutiger Sicht in der Kunstgeschichte fehlen. Ihr Moment, um von einem großen Maler der vergangenen 2.000 Jahre festgehalten zu werden, ist verstrichen. In Beltracchis Gemälden sind diese Motive nun in den Handschriften der Meister ihrer Zeit entstanden.
Kunstforum Wien | kairos-exhibition.art
… dass unser Dasein von Gefühlen bestimmt wird, ist nichts Neues. Aber dass Lebensgefühle sich wandeln und wir trotzdem dieselben bleiben, ist ein richtiges Paradox. Das erfahre ich an mir selbst, habe es mir aber bisher nie so klar gemacht. Das zeigt, wie unfertig wir Menschen sind, doch das ist kein Manko, sondern unsere Chance und unsere Stärke. Woher diese Stärke kommt, ist schwer zu sagen. [...] In diesem lebensphilosophischen Sinne spendet das Buch auch in schwierigen Situationen Trost, allerdings nicht durch billiges Schönreden, sondern durch Aufdecken von bisher unterdrückten Gefühlen. Das ist der Königsweg, auf dem man zur Erkenntnis seiner selbst gelangt.
Markus Schröder (Kundenrezension) zu Ferdinand Fellmann: Lebensgefühle: Wie es ist, ein Mensch zu sein. Meiner, Blaue Reihe, 2018