Tu ne quaesieris, scire nefas, quem mihi, quem tibi
finem di dederint, Leuconoe, nec Babylonios
temptaris numeros. ut melius, quidquid erit, pati.
seu pluris hiemes seu tribuit Iuppiter ultimam,
quae nunc oppositis debilitat pumicibus mare
Tyrrhenum: sapias, vina liques, et spatio brevi
spem longam reseces. dum loquimur, fugerit invida
aetas: carpe diem quam minimum credula postero.
Horaz: Carpe diem
Hor.c.1,11: An Leuconoe
Quintus Horatius Flaccus geb. 65 v. Chr.
In vielen Gedichten vertrat Horaz die Lehren des Epikureismus.
Übersetzung: Karl Lahmer, Salzburg
Frage nicht, Leuconoe, den Zeitpunkt des Endes, den die Götter für mich, für dich vorgesehen haben, wissen zu wollen, ist Unrecht.
Versuche es auch nicht bei Astrologen und sonstigen Kartenlegern. Besser ist es doch hinzunehmen, was kommt! Ob dir Jupiter noch mehrere Winter an Lebenszeit zuteilt oder diesen als letzten (…)
Benütze deinen Verstand: Kläre den Wein und beschränke weit reichende Visionen auf ein überschaubares Maß. Während wir sprechen, ist die neidische Zeit schon wieder ein Stück weiter. Nütze diesen Tag und vertraue dem folgenden möglichst wenig.