Archiv der Kategorie ‘Alles und jedes‘

 
 

Ein hübsches Leben zimmern

Willst du dir ein hübsch Leben zimmern,
Musst dich um’s Vergangne nicht bekümmern.
Das Wenigste muss dich verdrießen;
Musst stets die Gegenwart genießen,
Besonders keinen Menschen hassen
Und die Zukunft Gott überlassen.

Johann Wolfgang von Goethe

… und keine Heimat haben in der Zeit.

Das ist die Sehnsucht: Wohnen im Gewoge
und keine Heimat haben in der Zeit.
Und das sind Wünsche: Leise Dialoge
täglicher Stunden mit der Ewigkeit.

Und das ist Leben. Bis aus einem Gestern
die Einsamste von allen Stunden steigt,
die, anders lächelnd als die andern Schwestern,
dem Ewigen entgegenschweigt.

Rainer Maria Rilke

Die Quelle

Die Quelle, eine Erfindung aus Wasser und hellblau.
Christian Ludwig Attersee

Autobiographie?

Welche Überschrift soll deine Autobiographie tragen?
Keine. Also ich werde hoffentlich – hoffentlich nie eine Autobiographie schreiben. Das ist immer Imagepflege.
Autobiographien halte ich für völlig uninteressant.
(Arno Geiger)

Was ist Glück?

Sind sie selbst auch Stoiker?

Seneca fasziniert mich wegen seiner sprachlichen Brillanz. Wenn man die antiken Glückslehren kennt, dann haben sie schon eine hohe Plausibilität. Das Plausibelste ist immer der Autarkie-Begriff. Eine gewisse innere Unabhängigkeit ist Glück. Sich nicht zu sehr an Dinge hängen und auch damit rechnen, dass Dinge, die einem ganz wichtig und teuer sind, unter Umständen gefährdet sind, zum Beispiel die Familie, ein gewisses inneres Wappnen gegen Unglücksfälle. Das nennen die Stoiker “praemeditatio malorum” – vorausdenken, dass es auch einmal schlechter sein könnte. Das ist aber sehr schwierig, denn wenn man es zu sehr tut, dann verdüstert es das gegenwärtige Glück.

(Karlheinz Töchterle, Der Standard, 21. Juni 2011)

In einem durchlässigen Moment

Gedichte können so viel aussagen …

Es hätte geschehen können.
Es hat geschehen müssen.
Es war schon früher geschehen. Später.
Näher. Ferner.
Es ist nicht dir geschehen.

Du überlebtest, denn du bist der erste gewesen.
Du überlebtest, denn du bist der letzte gewesen.
Weil selbst. Weil die andern.
Weil nach links. Weil nach rechts.
Weil Regen fiel. Weil Schatten fielen.
Weil die Sonne schien.

Zum Glück gab’s den Wald.
Zum Glück keine Bäume.
Zum Glück das Gleis, den Haken, den Balken, die Bremse,
die Nische, die Kurve, den Millimeter, eine Sekunde.
Zum Glück schwamm ein Strohhalm im Wasser.

Infolge, deswegen, dennoch, trotzdem.
Was wär’, wenn die Hand, das Bein,
einen Schritt, eines Haares Breite
vom Zufall.

Du bist also da? Stracks aus dem eben noch durchlässigen Moment?
Das Netz hatte eine Masche, und du durch diese Masche?
Ich kann nicht genug darüber staunen und schweigen.
Höre,
wie schnell mir dein Herz schlägt.

‘Alle Fälle’ von Wislawa Szymborska


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Ins Glück stolpern

Was ist das Ziel unseres Lebens? Das Erleben von Glück. Die Glückssuche ist in vielen Köpfen – in allen Köpfen. Das Glück kann man nicht mit intelligenter Lebensplanung ergattern, nein – ein Hineinstolpern ins Glück muss man zulassen. Daniel Gilbert (Harvardprofessor für Psychologie) ist der Autor eines Buches – es ist sogar das Wissenschaftsbuch des Jahres 2007 -, das eine subtile Analyse zum Thema Glücksformel bietet. Er benützt dafür neueste psychologische Erkenntnisse und schreibt das alles in einer lockeren Sprache. Schon deshalb konnte jemand formulieren: Wenn Sie über dieses Buch ’stolpern’, sind Ihnen viele Portionen Freude sicher.

Dieses Buch gibt es als Taschenbuch bei Goldmann und gebunden beim Riemann-Verlag.

l’im-possible

Das Un-Mögliche (l’im-possible), von dem ich häufig rede, ist nicht das Utopische.
Das Un-Mögliche gibt dem Wunsch, der Handlung und der Entscheidung die
Bewegung. Das Un-Mögliche ist die Figur des Wirklichen selbst. Es hat deren
Härte, Nähe und Dringlichkeit. Das Un-Mögliche, wie ich es in zahlreichen
neueren Texten interpretiere, das ist die Dringlichkeit des Augenblicks,
hier und jetzt, in den einzigartigen Situationen.
(Jacques Derrida, in der “Zeit”, 1998)