Archiv der Kategorie ‘Der Augenblick‘

 
 

Die Lebens-Klischees

Ich habe lange Zeit gedacht, die Menschen ließen sich von ihrem Willen leiten, von ihren Leidenschaften, Überzeugungen und Ideen, von etwas im eigenen Inneren. [Dann] kam ich mehr und mehr zu dem Schluss, dass nicht unsere Leidenschaften uns anspornen, sondern die Idiome der Leidenschaft, und dass es nicht der reine Wille ist, der uns zum Handeln treibt, sondern die Allgemeinplätze über den Willen. Erst wenn Erleben mit dem Klischee echten Erlebens übereinstimmt und wir uns in der Geborgenheit der Sprache einnisten können, entsteht so etwas wie ein Gefühl von Wahrhaftigkeit, die Vorstellung, richtig zu liegen, tatsächlich zu existieren, wirklich zu sein.

Connie Palmen: Die Gesetze, S. 114

Man kann nichts dagegen machen

Menschen wissen um sich selbst und den Tod, und es ist nicht so einfach, mit dieser Idee gut zu leben.
Genau wie die Familie ist der Tod Schicksal.
Man kann nichts dagegen machen.
Beide sind unausweichlich. Sie sind Voraussetzungen für das Leben. Bei jeder Geburt wird auch ein Tod vergeben.

Die Familie, der Körper, der Tod und das Schicksal gehören zusammen, und ihr Spiegelbild bilden die Freundschaft, der Geist, das Leben und die freie Wahl. Sie scheinen sich gegenseitig auszuschlie?en, aber um begreifen zu können, was ich begreifen will, müssen sie zusammengebracht werden …

Connie Palmen, Die Freundschaft, S. 332

Wir Ruhelosen

Aus Mangel an Ruhe läuft unsere Zivilisation in eine neue Barbarei aus. Zu keiner Zeit haben die Tätigen, das heißt Ruhelosen, mehr gegolten. Es gehört deshalb zu den notwendigen Korrekturen, welche man am Charakter der Menschheit vornehmen muss, das beschauliche Element in großem Maße zu verstärken.
(Friedrich Nietzsche, Menschliches, Allzumenschliches)

Dem Kairos auf der Spur

In der Ausgabe Nr. 1 – 2013 erschien in “Die Zeit” der Artikel “Jetzt oder nie!” zur Thematik “Der magische Moment – Kairos”.

Eine Feier des Augenblicks

Von Roger Willemsen gibt es das Buch »Momentum« (September 2012), in dem er erzählt, wie sich das Leben aus Augenblicken zusammensetzt. Das Leben kann man nicht verlängern, aber wir können es verdichten.

Auf dem Klappentext steht:
In diesem Buch setzt Roger Willemsen ein Leben ganz aus seinen Momenten zusammen. Augenblicke von stimmungshafter Intensität stehen neben bemerkenswerten Situationen, Dialoge neben Natur- oder Kunstbetrachtungen, Gefahrenmomente neben Augenblicken der Liebe. Damit ist »Momentum« nicht nur ein sehr persönliches Buch der Erinnerung, sondern zugleich eine einzigartige Anleitung, die entscheidenden Augenblicke unseres Lebens zu erkennen. Was sie eint, ist allein die Prägnanz, mit der sie sich im Gedächtnis erhalten haben. Sind sie das Glück?

In Rezensionen wird sehr kritisch mit diesem Buch umgegangen! Wie z.B.: “… Enttäuschend! Da gibt es keine philosophische Auseinandersetzung mit dem »Dasein im Hier und Jetzt« …”

Die Kairos-Maschine entdecken

Es ist für jemanden, der als Hauptthema Kairos hat, schön und lohnend, wenn zum Jahreswechsel eine renommierte Zeitschrift wie “Die Zeit” als Titelgeschichte eben diesen Kairos hat. (Kairos. Jetzt oder nie!   Die Zeit, Nr. 1, 2013)

Der Artikel beschreibt hauptsächlich die Erkenntnisse von Daniel Kahneman. Kahneman ist ein israelisch-amerikanischer Psychologe, der 2002 zusammen mit Vernon L. Smith den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhielt. Er befasste sich mit dem Verhalten von Menschen in Entscheidungssituationen.
Er zeigt uns eine
alternative Sichtweise in diesen Situationen. Demnach sind wir nicht streng rationale, sondern vielmehr  emotional und auch irrend Handelnde. Die komplexen Vorgänge in unserem Gehirn  werden in diesem Artikel als “Kairos-Maschine” bezeichnet.
Zum Artikel von Christoph Kucklick: Jetzt oder nie!

Reich an schönen Augenblicken

Mein Leben war und ist reich an schönen Augenblicken. Was der schönste Augenblick war, kann ich nicht sagen. Außerdem ginge es niemanden etwas an.

Robert Spaemann, in: Über Gott und die Welt. Eine Autobiographie in Gesprächen; Klett-Cotta, 2012

Was zählt …

Wenn ein Musiker sein Buch nennt: “Was zählt ist der Augenblick”, dann vermutet man Inhalte, die diese Augenblickserfahrung verdeutlichen. Es ist wiederum ein Beispiel, wie Künstler diesen Begriff lieben und ihn sich zu eigen machen. Hier ist dieser Musiker:  F. Bartolomey