Monatsarchiv für Februar 2011

 
 

In einem durchlässigen Moment

Gedichte können so viel aussagen …

Es hätte geschehen können.
Es hat geschehen müssen.
Es war schon früher geschehen. Später.
Näher. Ferner.
Es ist nicht dir geschehen.

Du überlebtest, denn du bist der erste gewesen.
Du überlebtest, denn du bist der letzte gewesen.
Weil selbst. Weil die andern.
Weil nach links. Weil nach rechts.
Weil Regen fiel. Weil Schatten fielen.
Weil die Sonne schien.

Zum Glück gab’s den Wald.
Zum Glück keine Bäume.
Zum Glück das Gleis, den Haken, den Balken, die Bremse,
die Nische, die Kurve, den Millimeter, eine Sekunde.
Zum Glück schwamm ein Strohhalm im Wasser.

Infolge, deswegen, dennoch, trotzdem.
Was wär’, wenn die Hand, das Bein,
einen Schritt, eines Haares Breite
vom Zufall.

Du bist also da? Stracks aus dem eben noch durchlässigen Moment?
Das Netz hatte eine Masche, und du durch diese Masche?
Ich kann nicht genug darüber staunen und schweigen.
Höre,
wie schnell mir dein Herz schlägt.

‘Alle Fälle’ von Wislawa Szymborska


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Mathematik und Glück

‘Glück’ heisst beim Mathematiker ‘Varianz’ und ist eine auf Kommazahlen genau berechenbare Grösse. Trotzdem glauben die Menschen an ihr Glück und an ihr Schicksal. Der Mathematiker und Bestsellerautor Rudolf Taschner hat sich viel mit der Frage beschäftigt, warum wir zufällige Ereignisse auf uns persönlich beziehen und dahinter eine schicksalhafte Lenkung vermuten.
(aus einer Sendung am Mo 14. 2. 2011)