Monatsarchiv für April 2024

 
 

Keinen Augenblick verstreichen lassen

Das idealistische Vorhaben, sich «die ganze Zeit» zu eigen zu machen und keinen Augenblick ungenutzt verstreichen zu lassen, relativiert Seneca aber sofort wieder – er selbst sei im Umgang mit der Zeit nicht perfekt. Seneca möchte nicht anklagen, sondern aufmerksam machen, dass es sich selbst dann noch lohne, sich mit der Zeit auseinanderzusetzen, wenn nicht mehr viel am Boden des Fasses übrig sei. (Vgl. EM, 6) Je früher, desto besser. Das wird bei der Lektüre offensichtlich. Aber auch wenn einem nicht mehr viel Zeit bleibt – und man weiss ja schliesslich nie wirklich, wie viel einem wirklich noch bleibt – ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um damit zu beginnen.

Aus: Denkbrocken:  Zeit besitzen oder verlieren