Archiv der Kategorie ‘Der Augenblick‘

 
 

Die günstige Zeit

Kairos bezeichnet im Griechischen den günstigen Zeitpunkt oder kritischen Augenblick. Für Aristoteles, dem *Kairos* das Gute in der Kategorie der Zeit bedeutet, ist er die Gelegenheit zur Entscheidung, zur Rede, zur Frage und zur Erneuerung der Aufmerksamkeit.

Kann unsere Zeit der Überflutung mit trivialen Informationen, einer rein ökonomisch bewegten Globalisierung, in der klassische Kulturen und Werte zu versinken drohen, eine günstige Zeit für das Produzieren anspruchsvoller Bücher sein?

Feststellung und die Frage auf kairos.lu

Die Philosophie – der Weg

Die Gegenwart ist der einzige Schauplatz des Handelns, der einzige Schauplatz des Denkens, sogar der einzige Schauplatz der Erinnerung und der Erwartung. In der Gegenwart leben? Das hei?t einfach in der Wahrheit leben. Die Ewigkeit ist jetzt.
(Aus: Glück ist das Ziel, Philosophie der Weg. André Comte-Sponville)

Abwarten?

Es gibt Situationen, in denen die einzig »praktikable« Lösung darin besteht, der Versuchung zu widerstehen, sich unmittelbar zu engagieren, und im Sinne einer gelassenen, kritischen Analyse »abzuwarten«.

Slavoj Žižek: Gewalt. Sechs abseitige Reflexionen, Leika, 2011, S.14

Ist dir der Augenblick genug?

Ich zitiere:
Es ist paradox und doch alltäglich. Das einzige, was du wirklich mit Leben fühlen kannst ist der Augenblick, und dennoch sind viele mit ihren Gedanken nicht im Augenblick, sondern in der Vergangenheit oder in der Zukunft.
Es scheint fast so, als dass es eine Art Flucht vor dem Augenblick gibt. Wir lenken uns und unsere Gedanken vom Augenblick weg. Wir lenken unsere Aufmerksamkeit auch weg von uns selbst. Wir beschäftigen uns mit anderen Personen, anderen Dingen.
Dir ist der Augenblick, das einzige was du wirklich erleben kannst, nicht genug! Damit bist du dir selbst nicht gut genug. Du flüchtest vor dir selbst.
Mehr von Thomas Rehehäuser in seinem Blog GeDankeN

Die Gelegenheiten wahrnehmen

Ja, ich hatte Glück mit meinen Lehrern. Aber ich habe auch das, was sie mir gaben, annehmen können. Insofern war es auch meine Leistung. Vielleicht kann man das aus Hillas Geschichte lernen: Anzunehmen, was einem möglich gemacht wird; die dargereichte Hand auch zu ergreifen; die sich im Leben einstellenden Gelegenheiten wahrzunehmen, im rechten Moment. Lebensgeschichte ist immer auch eine Begegnung mit Kairos, dem griechischen Gott des glücklichen Augenblicks.
Ulla Hahn, DER SPIEGEL 39/2009

Kairos – ein kritischer Moment

Kairos: Etymologische Wurzeln

Kerkhoff erläutert plausibel, dass das Wort “kairos” etymologisch der Sprache des Webens entstammt. Einigkeit herrscht darüber, dass “kairos” ursprünglich die dreieckige Öffnung meinte, die beim Weben entsteht, wenn die Kettfäden gehoben bzw. gesenkt werden, um den Schlussfaden oder Einschlag hindurchzulassen. Kerkhoff führt weiter aus, dass diese “dann zu der Vorstellung der entscheidenden, kurzen Öffnung in der Zeit geführt haben, von der her allein, als dem günstigsten Moment, das Ziel (einer Aktion) getroffen werden kann.”

Daniel Wulf: Kairos – ein kritischer Moment im Lehr-Lernprozess, 2009 (ISBN 9 978-3-640-48194-1)

Auf der Schwelle des Augenblicks

Bei dem kleinsten aber und bei dem größten Glücke ist immer eins, wodurch Glück zum Glücke wird: Das Vergessenkönnen oder, gelehrter ausgedrückt, das Vermögen, während seiner Dauer unhistorisch zu empfinden. Wer sich nicht auf der Schwelle des Augenblicks, alle Vergangenheiten vergessend, niederlassen kann, wer nicht auf einem Punkte wie eine Siegesgöttin ohne Schwindel und Furcht zu stehen vermag, der wird nie wissen, was Glück ist.

Friedrich Nietzsche: Unzeitgemäße Betrachtungen II, 1

Aufrecht gehen – aufrichtig sein

Kurt Bayertz hat mit seinem Buch vom ‘Aufrechten Gang‘ auf heitere Weise daran erinnert, dass das ‘aufrichtig Sein’ auch im frühen 21. Jahrhundert weiterhin keine Tatsache ist, sondern ein philosophisches Postulat, eine Kunst und eine schöpferische Aufgabe für alle Erdenbürger.  (Ursula Pia Jauch, Jurymitglied für den Tractatus 2013).
Siehe auch: philosophicum.com