Die Vernunft ist ja eine Krankheit

Das Spielerische gehört sicher zum Anthropologischen. Die Besessenheit auf die Vernunft ist ja eine Krankheit, auch eine der Philosophen. Die Vernunft ist nicht zuletzt deswegen ein so gro?es Thema, weil sie fehlt. Das zeigt die Weltgeschichte gerade jetzt: Da gewinnt man nicht den Eindruck, dass vieles so läuft, wie es uns die Vernunft, nach der wir seit 2000 Jahren suchen, erzählen würde. Im Grunde kommt alles, was wir tun, aus einer tiefen, relativ experimentellen Seinslage. Versuch und Spiel sind eigentlich der Normalfall des Menschen.

Ursula Pia Jauch, Philosophin (im “Der Standard” vom 24. Oktober 2015)

Veränderungen des Lebens

My life will have been a succession of lives, as if I have had several lives, a multiplicity of stories and roles. I have not ceased to have changes of life.

Bernard Stiegler

Die günstige Zeit

Kairos bezeichnet im Griechischen den günstigen Zeitpunkt oder kritischen Augenblick. Für Aristoteles, dem *Kairos* das Gute in der Kategorie der Zeit bedeutet, ist er die Gelegenheit zur Entscheidung, zur Rede, zur Frage und zur Erneuerung der Aufmerksamkeit.

Kann unsere Zeit der Überflutung mit trivialen Informationen, einer rein ökonomisch bewegten Globalisierung, in der klassische Kulturen und Werte zu versinken drohen, eine günstige Zeit für das Produzieren anspruchsvoller Bücher sein?

Feststellung und die Frage auf kairos.lu

Die Philosophie – der Weg

Die Gegenwart ist der einzige Schauplatz des Handelns, der einzige Schauplatz des Denkens, sogar der einzige Schauplatz der Erinnerung und der Erwartung. In der Gegenwart leben? Das hei?t einfach in der Wahrheit leben. Die Ewigkeit ist jetzt.
(Aus: Glück ist das Ziel, Philosophie der Weg. André Comte-Sponville)

Die Äußerlichkeit des Zufalls

[...] es heißt entdecken, dass an der Wurzel dessen, was wir erkennen und was wir sind, nicht die Wahrheit liegt und auch nicht das Sein, sondern die Äußerlichkeit des Zufalls.
(Michel Foucault: Nietzsche, die Genealogie, die Historie, Dits et Ecrits II, Nr. 84, S. 172)

Mehr mit weniger

Es ist ganz wichtig, dass ein Teil von Österreich (Vorarlberg) solche Projekte in Angriff nimmt. In der Aufgabenbeschreibung heißt es: Wir besitzen immer mehr Dinge aber haben immer weniger Zeit, sie zu genießen. Unser Ressourcenverbrauch steigt, aber die Zufriedenheit mit unserem Leben sinkt. Ist das ein Zufall? Wir zahlen offensichtlich einen hohen Preis für unseren Lebensstil. Steigende Rohstoff- und Energiepreise lassen uns erahnen, wie verletzlich wir durch unsere Gewohnheiten und hoch geschraubten Ansprüche geworden sind. Tief im Inneren wissen wir, dass es so auf Dauer nicht weiter gehen wird. Es ist an der Zeit, dass wir uns von scheinbaren Bequemlichkeiten verabschieden und ein einfacheres, am Wesentlichen orientierteres Leben mit weniger Abhängigkeiten und mehr Freizeit leben.
kairos.or.at – Diese Firma hat sich also dem Kairosgedanken verschrieben …

Abwarten?

Es gibt Situationen, in denen die einzig »praktikable« Lösung darin besteht, der Versuchung zu widerstehen, sich unmittelbar zu engagieren, und im Sinne einer gelassenen, kritischen Analyse »abzuwarten«.

Slavoj Žižek: Gewalt. Sechs abseitige Reflexionen, Leika, 2011, S.14

Ist dir der Augenblick genug?

Ich zitiere:
Es ist paradox und doch alltäglich. Das einzige, was du wirklich mit Leben fühlen kannst ist der Augenblick, und dennoch sind viele mit ihren Gedanken nicht im Augenblick, sondern in der Vergangenheit oder in der Zukunft.
Es scheint fast so, als dass es eine Art Flucht vor dem Augenblick gibt. Wir lenken uns und unsere Gedanken vom Augenblick weg. Wir lenken unsere Aufmerksamkeit auch weg von uns selbst. Wir beschäftigen uns mit anderen Personen, anderen Dingen.
Dir ist der Augenblick, das einzige was du wirklich erleben kannst, nicht genug! Damit bist du dir selbst nicht gut genug. Du flüchtest vor dir selbst.
Mehr von Thomas Rehehäuser in seinem Blog GeDankeN